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Als ein Zwiebelturm die Martinskirche schmückte

Veröffentlicht am 22.02.2006
in Kornwestheimer Zeitung


Veröffentlicht am 22.02.2006

Als ein Zwiebelturm die Martinskirche schmückte


Kirchen- und Orgelführung: In früheren Jahren ist das Gotteshaus im alten Dorf asymmetrisch gewesen


Kornwestheim. Sie ist das Schmuckstück Kornwestheims, die evangelische Martinskirche im alten Dorf. Alexander und Eva-Maria Geßmann kennen sie wie ihre eigene Westentasche.
Von Maria Isinger

„Die Martinskirche, so wie wir sie heute sehen, ist Pfarrer Jacob Böhmler zu verdanken“, erzählte Alexander Geßmann bei einer Führung anlässlich des Martinbasars. Der Pfarrer habe damals vor mehr als 500 Jahren Geld für den Bau gesammelt. Doch die Martinskirche war wahrscheinlich nicht das erste Gotteshaus an dieser Stelle. „Man vermutet etwa fünf Vorgängerkirchen, die kleiner und wahrscheinlich aus Holz gebaut waren“, weiß der Geschichtsexperte. Wann genau die erste Kirche mit dem heiligen Martin als Schutzpatron erbaut wurde, ist nicht bekannt. „Die Geschichte Kornwestheims beginnt hier“, sagt Geßmann. Viel sei im Laufe der Jahre passiert, das habe an dem Gotteshaus immer Spuren hinterlassen: die Reformation, der 30-jährige Krieg sowie die Pest. „Die Glocken spielten eine zentrale Funktion, wenn Herrscher Krieg führten“, erzählte Geßmann. Deshalb mussten sie auch häufiger ihren Platz räumen. Dass die Martinskirche unter Pfarrer Philipp Matthäus Hahn einen Zwiebelturm hatte, wusste keiner der Führungsteilnehmer. „Dieser Zwiebelturm wurde nach einem großen Sturm zerstört, erst 1882 bekam die Kirche einen Spitzturm.“

Viel gibt es heute von der ehemaligen Kirche, die von 1516 bis 1524 erbaut worden ist, nicht mehr zu sehen. Bei der grundlegenden Renovierung im Jahr 1967 und 1968 habe man die Martinskriche verbreitert und im Sinne von Baumeister Hans von Ulm vollendet. „Man vermutet, dass beim Bau 1524 das Geld ausging und so ganz schnell eine Wand eingebaut wurde, damit die Kirche geschlossen ist“, sagte Geßmann. Der dadurch asymmetrisch wirkende Raum bestand so bis 1967. Bei der Renovierung wurde auch der Chorraum der Martinskriche neu gestaltet. Hier bekam vor allem die Orgel ihren Platz.

„Vor dem Umbau stand das Instrument am anderen Ende der Kirche“, sagte Kantorin Eva-Maria Geßmann. Seit 1987 spielt sie auf der Orgel und kennt jede Feinheit des Instruments. „Die Holzpfeifen klingen mehr wie Flöte“, erklärte die Kantorin. Seit etwa 100 Jahren wird das Instrument in der Martinskirche mit Strom betrieben. „Davor mussten die Calcanten das Instrument mit Luft versorgen. Das war sehr anstrengend.“ Während der Führung konnten die Besucher hinter die Kulissen schauen und das Innenleben der Orgel kennen lernen. Zum Abschluss der Veranstaltung war die „Toccata“ von Johann Sebastian Bach zu hören.

Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
mit freundlicher
Genehmigung der
Kornwestheimer Zeitung



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