Sie sind hier: Unsere Gemeinde > Geschichte

An Pfingsten 1991 wurde die neue Martinskirche eingeweiht.

Der Standort
Von Anbeginn gehörte das Grundstück Donaustraße 10 an der Ecke Donau-/Netzestraße der Martinsgemeinde. Nach ausgiebiger Diskussion im Kirchengemeinderat im Jahre 1981 wurde es zum Standort der neu zu bauenden Kirche bestimmt. Mitbestimmend für diese Entscheidung war das Ziel, auch durch den Standort des neuen Gebäudes eine Öffnung zum Stadtteil hin zu signalisieren. Zwar hat das bisherige Gemeindehaus einen sehr familiären Charakter, der viel Geborgenheit vermittelt. Wir waren aber auch immer etwas versteckt hinter viel Gebüsch und Blumen. Der Zugang war für neue Gemeindeglieder und Gäste schwer zu finden. Das neue Zentrum öffnet sich zum Stadtteil hin. Es soll einladend wirken. Das Leben soll auch von Fernstehenden wahrgenommen werden. Zudem entsteht durch die Neugestaltung des gesamten Kreuzungsbereiches ein neuer schöner "Bewegungsbereich" für die Bürger des Stadtteils.

Die Grundidee
Es begann mit einer Untersuchung des Umfeldes für das neue Kirchen- und Gemeindehaus. Es wurde schnell klar, daß der Bau einen besonderen Charakter bekommen sollte um sich als Kirche abzuheben. Alle umliegenden Häuser, auch das bestehende Gemeindehaus, sind höher. Die besondere Aussage des Neubaus soll durch die Form, nicht durch Höhe oder Ausdehnung zum Tragen kommen. In vielen Gesprächen zwischen Architekten, Gemeindegliedern und Pfarrer entwickelte sich früh die Vorstellung von einem "in sich konzentrierten" Gebäude mit einem zentralen Gottesdienstraum in Form eines Siebenecks. Daraus leiten sich die nötigen Gemeinde- und Nebenräume ab. Das ganze bekam eine geschlossene Form, die dennoch nach außen offen ist. Das neue Gebäude dient als Kirche und als Gemeindehaus. Ziel war, daß beide Bereiche geschickt ineinander greifen, ohne sich gegenseitig zu stören und ohne ständige "Umräumaktionen", die der Gemeinde bisher viele Beschwerden gemacht haben und manche neue Idee für das gemeinsame Leben verhinderten.

Die Sieben

Neben dem architektonischen Reiz enthält die Sieben-Zahl eine Fülle von Hinweisen und Bedeutungen. Sie verweist auf den "Siebenten Tag" der Schöpfung, an dem Gott die Ruhe, den Sabat geschaffen hat (1.Mose 2,1-4). Mit dem siebten Tag war die Erschaffung der Welt vollendet. So wird die Sieben zum Symbol für die Ganzheit des Lebens auf dieser Erde. Noch nicht die Vollendung im Reiche Gottes. Dafür stehen in der Bibel andere Zahlen. Aber im Hören auf das Wort Gottes, wenn Menschen singen und beten und die Gemeinschaft erleben, kommt etwas von der Freude und Freiheit, von der Schönheit und dem Frieden Gottes zum "Vorschein". Auch in einem beschwerten Leben entsteht große Kraft und Hoffnung. Dafür steht der siebenarmige Leuchter. Gott hält seinen Menschen gerade in schrecklichen Zeiten seinen Frieden bereit und seine Liebe. Sie hat Gestalt angenommen in unserem Bruder und Heiland Jesus Christus, dem "Licht der Welt". Dabei sind noch eine Vielfalt fröhlicher Einfälle: Da waren die "Sieben Schwaben" ..., die irdische Liebe befördert zeitweise in den "siebenten Himmel" ..., ein "Sieben-Gescheiter hat alle seine "Siebensachen" beisammen...

Der Gottesdienstraum
Der zentrale Raum des Gebäudes ist in seiner Ausdehnung (70 qm) nicht wesentlich größer als der bisherige Kirchensaal. Er bekommt ein anderes Gesicht durch die Höhe und Konstruktion des Dachaufbaus und durch die sehr offene Gestaltung zu allen Nebenräumen (die insgesamt zuschaltbar sind) und nach außen. Sieben "Dächle" krönen den Raum und geben von oben viel Licht und Luft. Die Hauptträger des Daches führen auf einen Mittelpunkt. Ein Metallring bündelt die vielfachen Kräfte an der höchsten Stelle (sieben Meter). Die Holzverkleidung wurde vom Zimmermann mit großer Sorgfalt angebracht und gibt dem Raum Wärme. In der Mitte findet sich als Abschluß ein holzgeschnitztes Lamm vom Kirchengemeinderat Michael Henn. Am Übergang vom unteren zum oberen Teil des Gottesdienstraumes in den erweiterten Dachraum entstand eine kleine Empore. Sie ist leider nicht öffentlich begehbar, gibt aber eine gute Verbindung zwischen "oben und unten". Die Brüstung wird sich eines Tages für die künstlerische Ausgestaltung anbieten. Altar, Kanzel und Taufstein sowie die Bestuhlung wurde vom bisherigen Kirchenraum übernommen. Viele Besucher werden durch diese "Hauptstücke" an erlebte Gottesdienste erinnert, vielleicht eine Taufe, eine Trauung oder große fröhliche, manchmal auch kleine und besinnliche Gottesdienste.

Das Untergeschoß
Kaum eine Frage hat die Verantwortlichen auf allen Ebenen bei der Planung so sehr beschäftigt und das Vorhaben so lange aufgehalten, wie die Entscheidung, ob im Neubau ein Untergeschoß nötig sei oder ob die Raume für die Jugend- und Kinderarbeit weiter im Altbau verbleiben sollen. Die Meinungen der kirchlichen Verwaltung in Stuttgart und der Kirchengemeinde vor Ort gingen weit auseinander. Man hatte sich regelrecht festgebissen. Ein geologisches Gutachten, das eine Tiefergründung dringend empfahl, eine Gemeindeversammlung, die die Notwendigkeit neuer Räume für die Jugendarbeit feststellte, führten neben anderen Bemühungen schließlich im Mai l987 zu dem Kompromiß, daß das Untergeschoß zwar erstellt, aber ein großer Teil im Rohbau verbleiben und erst später ausgebaut werden sollte, Mit Hilfe der Stadt Ludwigsburg und des Bürgervereins Grünbühl ist es gelungen, die Räume bereits zur Einweihung fertigzustellen. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Frank Schlatterer, hat der Stadt und der kirchlichen Verwaltung deutlich machen können, wie wichtig eine ,,Begegnungsstätte“ im Stadtteil Grünbühl ist. Durch tatkräftige Mitarbeit und geschickte Organisation einiger Grünbühler Bürger konnten die Kosten im Rahmen gehalten werden. So findet sich jetzt im Untergeschoß des neuen Hauses ein großer Raum für Begegnungen und Veranstaltungen der kirchlichen und der bürgerlichen Öffentlichkeit. Dazu ein Nebenraum, der ohne weiteres z.B. als Bühne genutzt werden kann. Für die Jungscharen und Jugendgruppen der Kirchengemeinde steht ein besonderer Jugendraum zur Verfügung. Diese Räume sind von der Ecke Donau-Netzestraße über einen Tiefhof zugänglich. Die Kirchengemeinde ist dankbar für die neuen räumlichen Möglichkeiten und hofft, daß sie sich zum Wohle der Gemeinde und der Menschen des ganzen Stadtbezirkes mit Leben füllen.

Helmut Dietter