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Zwischen Gottesdienst und Fußballgott

Veröffentlicht am 20.02.2006
in Redaktioneller Eintrag


Veröffentlicht am 20.02.2006

Zwischen Gottesdienst und Fußballgott


Während der Fußball-WM organisiert die evangelische Kirche zusammen mit dem TVK Live-Übertragungen in der Eishalle

Kornwestheim. König Fußball regiert die Welt, demnächst auch Kornwestheim. Die evangelische Kirchengemeinde hat eine kostenlose Lizenz zur öffentlichen Übertragung von Weltmeisterschaftsspielen erhalten, die sie mit dem Turnverein Kornwestheim nutzen will.
Von Michael Mangold

„Die Kirchen haben nicht die Möglichkeiten, solche Veranstaltungen allein zu stemmen“, erklärt Christian Fina von der Marketing Gesellschaft des Turnvereins Kornwestheim (TVK), „wir dagegen schon. Aber wir haben nicht die Lizenzen.“ Die besitzen wiederum die Kirchen. Naheliegend also, dass die evangelische Gemeinde in Kornwestheim und der TVK die öffentlichen Übertragung der Fußballspiele während der WM 2006 gemeinsam organisieren.

Die Übertragungen sollen in der Eishalle am Eichenweg stattfinden. „Sie wird im Sommer ohnehin nicht genutzt und bietet sich somit an“, sagt Fina. Wie viele Spiele übertragen werden, komme auf die Resonanz an. „Nach der ersten Woche werden wir sehen, wie es angenommen wird“, überlegt Christian Fina. Vorläufig sei geplant, die Spiele am Abend zu zeigen, die meisten der Begegnungen um 15 Uhr dagegen nicht. „Es sei denn, da sind richtige Kracher darunter, starke Begegnungen oder Spiele mit deutscher Beteiligung. Das entscheiden wir von Fall zu Fall.“ Auch auf die ausländischen Fans werde man Rücksicht nehmen.

Organisiert wird das Ganze von der TVK Marketing AG und der evangelischen Kirche. „Wir teilen die Verantwortung auf“, erläutert Pfarrer Christof Rau. Das Material – Beamer, Leinwand und Ähnliches – liefere der TVK zusammen mit Sponsoren, so Fina. Bei der Bewirtung werde man sich abwechseln oder sich gemeinsam darum kümmern, erklärt Rau.

Neben der Übertragung inklusive Bewirtung in und um die Eishalle wird es auch noch Rahmenveranstaltungen geben: „Was genau gemacht wird, hängt auch unter anderem von den Spielpaarungen ab“, so Christian Fina. Auch die Kirche wird aktiv werden: „Am 11. Juli findet ein Gottesdienst unter freiem Himmel statt. Am 25. Juli wird es vor einem großen Spiel einen Jugendgottesdienst geben“, kündigt Pfarrer Rau an. „Außerdem werden wir eine Podiumsdiskussion zum Thema Glaube und Sport auf die Beine stellen.“

Dass Kirche und Sport auch zusammengehören können, dessen ist sich Pfarrer Rau sicher. „Sport ist im Sinne von Glauben und Kirche“, sagt er. Vor allem bei der Fußball-WM spielten die christlichen Werte des Aufeinanderzugehens und des Zusammenkommens eine Rolle. Mit der vorübergehenden Anbetung des „Fußballgottes“ hat der Gottesmann Rau keine Probleme: „Solange das in vernünftigem Maße betrieben wird, ist es eine schöne Sache.“

Außerdem könne die Kirche so für den christlichen Glauben werben und ein Zeichen setzen, dass „die Kirche kein verstaubter Verein ist, der sich in die Ecke zurückzieht“, meint Pfarrer Rau.
Christian Fina findet auch, dass beide Seiten, die evangelische Kirche und der TVK, von der Veranstaltung profitieren können. „Die Abteilungen des TVK können sich so präsentieren. Und die TVK Marketing AG kann für sich werben.“

Den Kontakt hat der TVK hergestellt. „Der Verein ist auf uns zugekommen“, erzählt Rau. Als die Freigabe der Lizenzen bekannt wurde, habe es auch in der evangelischen Kirchengemeinde in Kornwestheim Überlegungen gegeben, die eingeräumten Rechte zu nutzen. Die Ideen seien vor allem von Seiten der Jugendarbeit und vom CVJM, der sich auch an der Aktion beteiligen wird, gekommen. „Wir hätten auch alleine etwas gemacht, aber eben in wesentlich kleinerem Rahmen“, erklärt Rau. Als das Angebot des TVK kam, habe man sich geeinigt. Auch damit Kornwestheim nicht hinter den Veranstaltungen in benachbarten Städten zurückstehe.

So wird die Kornwestheimer während der WM eine größere Reihe von WM-Veranstaltungen in und um die Eishalle erwarten. Pfarrer Rau freut sich auf die „schöne sportliche Sache in Deutschland und in Kornwestheim“. Auch wenn er anmahnt: „Da kommt einiges auf uns zu. Es wird nun größer, umfangreicher und professioneller, als wenn wir das allein gemacht hätten. Ich bin gespannt, ob wir das so hinkriegen.“ Auch in Christian Fina regt sich schon die Vorfreude. „Die wenigsten Leute haben ja Karten für ein Spiel im Stadion. Also kommen die Leute hoffentlich hier zusammen. Ich freue mich auf reges Philosophieren über Fußball in gemeinsamer Runde und in guter Atmosphäre.“

Apropos Philosophieren über Fußball: Wie steht es um die Fußballkenntnisse von Pfarrer Rau? „Ich bin nur bedingt Fußballfan“, sagt er. „Ich habe schon Interesse daran. Ich nehme die Ergebnisse zur Kenntnis und schalte auch mal den Fernseher ein. Ich weiß, worum es geht. Aber ich bin nicht der Typ, der ins Stadion geht“, erklärt er. Und fügt nach einer kleinen Pause hinzu: „Aber wenn der VfB gewinnt, freue ich mich schon. Und ganz besonders, wenn Bayern verliert.“


Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
mit freundlicher
Genehmigung der
Kornwestheimer Zeitung


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