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Nettigkeiten austauschen reicht nicht

Veröffentlicht am 01.06.2005
in Kornwestheimer Zeitung

 

Nettigkeiten austauschen reicht nicht

In zwei Gemeindeforen nimmt die evangelischen Kirchengemeinde ihre Arbeit unter die Lupe

Kornwestheim. Die evangelische Kirchengemeinde stellt in den nächsten zwei Wochen ihre Arbeit und ihre Angebote auf den Prüfstand. Anlass ist die Visitation des Dekans, die alle sechs bis sieben Jahre im Kirchenbezirk ansteht und die dieses Jahr erstmals nach einer neuen Visitationsordnung vonstatten geht. Mittelpunkt sind zwei Gemeindeforen, in denen einerseits die Bandbreite des Gemeindelebens vorgestellt, andererseits der Außenwahrnehmung der Kirche in der Stadt nachgespürt werden soll.

VON SUSANNE MATHES

Die Visitation ist für die evangelischen Kirchengemeinden Anlass, ihre Arbeit unter die Lupe zu nehmen. Nach dem Willen der Landeskirche soll sie „das Gemeindeleben in seiner ganzen volkskirchlichen Breite sichten, der Strukturierung und Zielklärung der Arbeit in der Gemeinde dienen und nach Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Erneuerung fragen“. Der zuständige Dekan oder Superintendent – in diesem Fall Dekan Hans-Frieder Rabus – besucht mehrfach die Gemeinden, macht sich ein Bild von ihrer Arbeit und schreibt einen abschließenden Bericht an die Kirchenleitung. „Was früher einmal sehr obrigkeitlich gedacht war, ist heute ein brüderlicher Besuchsdienst, der neue Impulse geben und Prozesse in Gang setzen kann“, erklärt Christoph Rau, koordinierender Pfarrer der vier evangelischen Teilgemeinden. „Wir verstehen die Visitation als Hilfe, inhaltliche und finanzielle Prioritäten für die Zukunft zu setzen.“
Die Kornwestheimer Gemeinde ist die Erste im Dekanat Ludwigsburg, bei der die neue Visitationsordnung der Württembergischen Landeskirche zum Tragen kommt. „Wir sind sozusagen Versuchskaninchen“, schmunzelt Rau. Im Zentrum der neuen Ordnung steht das Gemeindeforum – ein Mittel, das die Vielfalt der Kirchengemeinde bewusst und sichtbar machen soll. In Kornwestheim gibt es gleich zwei Gemeindeforen. Am Donnerstag, 2. Juni, stellen Mitarbeiter und Verantwortliche aus allen Arbeitsbereichen unter dem Motto „Unsere Gemeinde – ein Haus mit vielen Zimmern“ im Johannesgemeindehaus ihre Arbeit vor: Mehr als 50 verschiedene Gruppen und Arbeitskreise zeigen ab 19.30 Uhr mit Plakaten, Fotos und im persönlichen Gespräch, in welcher Form sie sich engagieren. „Wie auf einem ,Markt der Möglichkeiten’ kann man durch die verschiedenen Räume flanieren und sich informieren“, berichtet Pfarrerin Karin Ott von der Johannesgemeinde. „Es gibt in der Gemeinde so viele Angebote zu den unterschiedlichsten Themen und Zielgruppen, dass selbst den Pfarrern einiges neu sein wird“, ergänzt Christoph Rau.
Das zweite Gemeindeforum ist für den Samstag, 11. Juni, von 9 bis 12.30 Uhr angesetzt. Es soll der Öffentlichkeit Einblick in die Arbeit der Gemeinde geben und gleichzeitig zutage fördern, wie die Gemeinde in der Stadt wahrgenommen wird. Dazu hat die Kirche Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunalpolitik, Kultur und Vereinen eingeladen und hofft, dass überdies auch andere Interessierte dazustoßen. Stellvertretend für die gesamte Öffentlichkeit werden Vertreter des Gemeinderates, der katholischen Kirchengemeinde und der „Kornwestheimer Zeitung“ Statements dazu abgeben, wie die Arbeit der Kirchengemeinde von Außenstehenden gesehen wird. Beide Foren werden von Pfarrerin Silke Heckmann aus Markgröningen moderiert.
Die Vorbereitung, erklärt Christoph Rau, sei sehr aufwändig gewesen. „Wir hoffen natürlich, dass sich dieser Aufwand lohnt – dass wirklich etwas dabei herauskommt und nicht nur Nettigkeiten ausgetauscht werden.“ Man sei, sagt Rau, durchaus an konstruktiver Kritik interessiert.
Die Ergebnisse der beiden Gemeindeforen werden in einem Bericht für den Dekan dokumentiert. Dieser Bericht, auch das eine neue Vorgabe für die Visitation, soll kurz und pointiert gestaltet werden. Bei der letzten Visitation 1998 hatte er 172 Seiten umfasst. Diesmal sollen etwa 15 Seiten genügen. Zum Abschluss der Visitation kommt Dekan Rabus im Oktober nochmals für umfassende Gespräche nach Kornwestheim.
Dass die Visitation zum jetzigen Zeitpunkt kommt, ist der evangelischen Gemeinde nicht unrecht – schließlich befindet sie sich momentan in einem strukturellen Prozess. „Unter anderem befassen wir uns damit, ob es noch richtig ist, vier Teilgemeinden mit eigenen Gebäuden und eigenen Kirchengemeinderäten zu unterhalten“, sagt Christoph Rau.


Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
mit freundlicher
Genehmigung der
Kornwestheimer Zeitung
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