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Maria und Josef haben Füße schwer wie Blei

Veröffentlicht am 27.09.2005
in Redaktioneller Eintrag

 Deshalb können sie auch nicht umfallen – Frauen fertigen für Martinsgemeinde neue Krippenfiguren

Kornwestheim. Ein Rund mit Tischen, darauf Nähmaschinen, die Frauen sind in ihre Arbeit vertieft: Im Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeindehaus geht’s zu wie in einer Näherei. Ein gutes Dutzend Frauen fertigt die neuen Figuren für die Weihnachtskrippe der Gemeinde.
Von Birgit Kiefer
Die „erwachsenen“ Figuren messen rund 50 Zentimeter, die Kinderfiguren entsprechend weniger. Sie sind alle dunkelhäutig, selbst der Engel. „Die biblischen Figuren sind ja auch alles keine Europäer“, erklärt Renate Milerski aus Eberdingen. Sie leitete den Kurs, bei dem am Montag und Dienstag die nach der Schweizer Designerin Doris Egli benannten „Egli-Figuren“ gebastelt wurden.
Der Engel hat allerdings – so viel sei vorab verraten – wunderschöne blonde Löckchen aus Lammfell. Das Grundgerüst der Figuren besteht aus einer Sisal-Draht-Form, an die Hände und Füße gesteckt werden. Dann wird ein Bäuchlein gefüllt und vorne angebunden, alles wird umwickelt, bis die richtigen Proportionen entstanden sind. Der Kopf muss aus einer Vorform aus Hartschaum gebildet werden. Zuletzt geht es ans Nähen der Haut und das Befestigen der Haare aus Lammfell. Natürlich kriegt jede Figur auch noch die richtige Kleidung für ihre Rolle: die Schäfer aus einem groben Leinenstoff, die Heiligen Drei Könige aus schimmerndem Samt. Utensilien hat Renate Milerski auch gleich mitgebracht: Taschen zum Umhängen, Körbe, Schmuckstücke, alle in der richtigen Größe.
An die Füße kommen Ledersandalen, auch selbst gemacht mit Schnittmustern und oben gebunden. Der Clou bei den Egli-Figuren ist, dass sich in diesen Füßen Blei befindet. Der Schwerpunkt liegt damit tief, so dass es relativ leicht ist, die Körper- oder Armhaltung zu ändern, ohne dass die Figur gleich umkippt.
So können schnell Szenen geändert werden, neue Ensembles aufgestellt werden. Die Figuren sollen auch nicht nur einmal im Jahr zu Weihnachten zum Einsatz kommen und danach wieder eingemottet werden. Biblische Szenen können mit ihnen verbildlicht werden, Milerski nennt das „begreifbar im doppelten Wortsinn“ gemacht werden. Pfarrer Christoph Rau freut sich darüber, dass man mit den neuen Erzählfiguren während des ganzen Kirchenjahres arbeiten kann und dass Kinder sie richtig anfassen können.
Zu den zwölf selbst genähten Figuren kauft die Gemeinde noch die passenden Tierfiguren ein. Zu sehen wird das Gesamtwerk vermutlich erst zu Weihnachten sein, eventuell aber auch schon früher bei einer Weihnachtskrippen-Ausstellung. Christoph Rau sucht dafür derzeit noch nach Krippen aller Art und freut sich über jedes zur Verfügung gestellte Stück.

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