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Besuch am Grab des Missionsgründers

Veröffentlicht am 14.10.2005
in Kornwestheimer Zeitung

 Der Chinese Thomas Tsang zu Gast in Kornwestheim – Rudolf Lechler wirkte im 19. Jahrhundert im Fernen Osten

Kornwestheim.Er gilt als Gründer der Tsung Tsin Mission, der Kornwestheimer Rudolf Lechler. Der heutige Generalsekretär der Mission, der Chinese Thomas Tsang aus Hongkong, besuchte gestern Nachmittag das Grab von Lechler auf dem Kornwestheimer Friedhof.
Von Werner Waldner

Am Vormittag hatte Tsang ein Grußwort im Gottesdienst in der evangelischen Martinskirche gesprochen, nach einem Mittagessen gings's zusammen mit Heimatkundler Hermann Wagner und Pfarrer Christoph Rau zum Grab. Nur noch eine Steinplatte erinnert an den 1824 in Hundersingen auf der Schwäbischen Alb als Sohn eines Pfarrers geborenen Missionar. Das Grab ist vor Jahren schon neu belegt worden.
Von der kleinen Steinplatte machte Thomas Tsang gleich ein Foto. Obgleich er oft im Südwesten Deutschlands weilt, war es sein erster Besuch an der Grabstelle des Gründers der Tsung Tsin Mission. Anschließend besuchte der Chinese auch noch die Gräber von Gottlieb Lechler, dem Vater des Missionars, und von Friederika Lechler. Die Schwester war gleichfalls als Missionarin in China tätig. Die beiden sind auf dem alten Friedhof begraben.
Die Tsung Tsin Mission zahlt 8000 Mitglieder in 21 Gemeinden. Sie führt unter anderem neun von der Regierung subventionierte Schulen, eine Reihe von Kindergärten, sechs Kindertagesheime, ein Jugendzentrum und drei Einrichtungen für ältere Menschen.
Die Tsung Tsin Kirche gehört zur Basler Mission, für die Rudolf Lechler Mitte des 19. Jahrhunderts nach China gegangen war. Die Reise in den Fernen Osten beschreibt Stadtarchivar Marco Nimsch in den Kornwestheimer Geschichtsblättern als überaus mühsam. So wurde die mehrere 100 Kilometer lange Strecke vom Hafen in Alexandria zum Hafen von Suez auf holprigen Wegen in einer zweirädrigen Karre zurückgelegt. Bei ihrer Arbeit in China konzentrierten sich die Missionare zunächst auf die Hakka, eine chinesische Volksgruppe mit einem eigenen Dialekt, die in Südchina lebt.
Über 50 Jahre blieb Lechler in China. Für Besuche kam er immer wieder nach Deutschland, 1858 zum ersten Mal nach Kornwestheim. Sein Vater wirkte hier seit 1851 als Seelsorger. „Im Pfarrhaus“, schreibt Marco Nimsch in den Geschichtsblättern, „fand er herzliche Aufnahme durch seine Eltern und
die zahlreiche Schar der Geschwister.“ Bei diesem Besuch heiratete Lechler auch zum zweiten Mal. Seine erste Frau war in China nur wenige Tage nach der Vermählung an der Ruhr verstorben. Seine zweite Gattin, Marie Stotz, kam aus Neckarweihingen. Sie war die Tochter des dortigen Pfarrers und folgte ihrem Mann, der 1860 wieder nach China ging. Im Februar 1899 nahm der Missionar endgültig Abschied von China. Das Ehepaar bezog in Kornwestheim eine Wohnung in der Ulrichstraße. Am 29. März 1908 starb Lechler.
Sein Grab, so die derzeitigen Pläne der Stadt, soll eingeebnet werden. Deshalb denken Erika und Hansjörg Durst, der Basler Mission eng verbunden und derzeit Gastgeber von Thomas Tsung und seiner Frau, über eine Umbettung von Lechler und seiner Frau nach, deren Gebeine immer noch in dem neu belegten Grab liegen. Probleme dürften allerdings die Kosten bereiten,


Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt
mit freundlicher
Genehmigung der
Kornwestheimer Zeitung


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